Stuttgart 21, Gorleben, Athen in diesen Tagen, wenn es den Menschen auf den Fingern brennt, dann gehen sie für oder gegen eine Sache auf die Strasse, um Stellung zu beziehen. Und das ist ihr gutes demokratisches Grundrecht, so bewusst und eindeutig Stellung zu beziehen. Leider gibt es noch viele Länder, in denen jede ungewollte Demonstration blutig unterdrückt wird.
Am Donnerstag werden sie auch einen ungewohnten Umzug von katholischen Christen erleben, der ihnen vielleicht eher fremd vorkommt. Katholische Christen feiern so seit dem Mittelalter, die Mitte ihres Glaubens und ihrer Hoffnung! Was ist diese Mitte? Als Christen und Juden glauben wir an einen Gott, der sich konkret auf unsere menschliche Geschichte einlässt und die zahlosen Wege und Umwege der Menschheit liebend begleitet. Als Christen glauben wir Gott nicht nur in unseren Kirchen zu finden, sondern er ist unser Wegbegleiter auf allen unseren Wegen. Er ist überall in der Welt zu finden, vor allem da wo Menschen aus Liebe und Gerechtigkeit handeln. Darum tragen wir an Fronleichnam Christus, den wir unter der Gestalt des eucharistischen Brotes verehren, durch die Strassen unserer Heimatstadt Wuppertal. Wir glauben daran, dass Jesus Christus in diesem Brot selbst bei uns ist. In jeder Heiligen Messe vergegenwärigen wir so, was er uns an Ostern geschenkt hat: Sein Leben in Fülle.
Weil dieser Christus die kostbare Mitte unseres Glaubens ist, tragen wir ihn in einem kostbaren Schaugefäß, das lateinisch als Monstranz bezeichnet wird, durch die Stadt. Dabei soll die Feierlichkeit keine hohle Prunkentfaltung sein, sondern Ausdruck unserer Freude über die erfahrene Nähe Gottes. So wollen wir feiern was immer schon Realität in der Welt ist: Gott ist es, der uns, in unserem Leben immer schon entgegen kommt, weil er immer bei uns sein will. Kann es eine schönere Erfahrung geben?
Kaplan Malwin März, Wuppertal-Barmen
Veröffentlicht in der Wuppertaler Rundschau vom 21. Juni 2011.
Die Rubrik “Auf ein Wort” erscheint in unregelmäßigen Abständen in der Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau. Autoren sind evangelische und katholische Theologen in Wuppertal, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen oder kommunalen Themen äußern. Wir veröffentlichen auf kath 2:30 die Beiträge der katholischen Autoren. Die evangelischen Beiträge finden Sie hier.
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